"Ich habe Recht!" - Von der Diskussionskultur miteinander

  • Ihr Lieben,


    das, was ich im Folgenden näher beschreibe, erlebte ich schon sehr oft, leider manchmal auch hier im Forum:


    Da vertritt jemand, ich nenne ihn mal Person A, eine bestimmte Meinung und und sagt oder schreibt den anderen, was er / sie denkt.


    Dann äußert sich jemand anders (Person B) dazu und sagt: "Ich verstehe, wie du es meinst. - Aber hast du auch schon einmal darüber nachgedacht, ..." und nennt einige Argumente seiner persönlich abweichenden Sicht.


    Nun wäre es doch das Normalste der Welt - und das macht ja jede Diskussionskultur auch aus - wenn jetzt die Person A auf die soeben von der Person B genannten Argumente eingeht oder zunächst einmal darüber nachdenkt.


    Jetzt passiert aber oft das Folgende, was ich leider schon sehr oft erlebt habe:


    Person A sagt zu Person B: "Ach, was du mir da jetzt erzählt hast, interessiert mich doch gar nicht, ich habe sowieso schon meine feste Meinung! Davon bringt mich sowieso keiner ab! Denn ich habe Recht und alle anders Denkenden haben deswegen eben nicht Recht!"


    Oftmals lässt Person A Person B auch gar nicht erst zu Wort kommen, weil A doch sowieso sicher ist, total Recht zu haben!


    Leider habe ich diese Herangehensweise auch immer wieder im Gespräch mit und unter anderen Christen erleben müssen, leider auch schon immer mal wieder in den 21 Jahren hier im Forum!


    Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso manche Leute in ihrer Denke so überheblich sind, dass sie nicht bereit sind, sich erst einmal die Argumente der anderen Person anzuhören, sie zu bedenken und zu prüfen, sondern dass sie den Austausch stattdessen schon vorher lieber brüsk ablehnen! Ich halte so eine Herangehensweise in keiner Weise für ein christliches Handeln, erlebte so etwas aber in den letzten 50 Jahren leider immer wieder!


    Dabei ging es vielfach um theologische Fragen, sehr oft aber auch um Äußerlichkeiten wie Musik, Kleidung oder die Frisur.


    Eigentlich müsste es uns doch allen ausnahmslos klar sein, dass wir alle nicht vollkommen sind, auch mit unserem Verstand nicht, und deshalb immer Gefahr laufen können, dass unsere Ansichten und Überzeugungen irgendwo falsch oder wenigstens nicht ganz richtig sein könnten.


    Was würden wir dabei eigentlich verlieren, wenn wir in Gesprächen und im allgemeinen Miteinander mit anderen Menschen immer die Bereitschaft mitbringen würden, unsere eigene Meinung gerne anhand anderer diesen widersprechenden Argumenten zu überprüfen?


    Was denkt Ihr bezüglich dieser Fragen?

  • In der heutigen Gesellschaft ist Stolz bzw. Überheblichkeit in vielen Bereichen des Lebens Trumpf. Das zeigt sich natürlich auch in den Diskussionen.


    Überheblichkeit mag in Diskussionen wie eine hochwertige Fassade erscheinen; dahinter hat die Argumentation aber keinerlei Substanz. Vor der Offenbarung dieser Substanzlosigkeit haben Menschen mit einem überheblichem Auftreten Angst.


    Deswegen folgt der Überheblichkeit nicht selten auch Aggression und Hass, wenn die Argumentation konkret hinterfragt wird.


    So erleben wir es hier doch immer, sobald politische Entscheidungen thematisiert werden, was dann wie so oft in "Abmelde-Wellen" ausartet, so wie es jüngst wieder zu beobachten war.

  • Wir Menschen sind leider so augelegt und haben es im Laufe der Jahre immer mehr ausgebaut. Die Ellenbogenkultur. Wo ich bin ist vorne und was interessiert mich der hinter mir? Wie, der hinter mir hat auch eine Meinung? Geht nicht.

    Das hat viel mit unserer Neidkultur zu tun. Mein Haus, mein Auto, meine Yacht usw... wenn ich das Eine nicht haben kann, dann doch das Andere. Aber immer ich, nicht andere Personen.


    So entstehen Kriege: man möchte Recht haben und wenn man es nicht haben kanno der gar merkt, dass das Gegenüber tatsächlich Recht hat trete ich nicht zurück sondern schieße. Wenn nicht mit Worten gewonnen werden kann, dann halt mit Waffen.


    Leider auch bei uns Christen immer wieder zu beobachten, die eine Gruppierung möchte christlicher sein als die Andere. Da wird schonmal scharf geschossen was die Wortwahl hergibt. Aufgeben ist nicht, denn wer verliert steht hinten an in der Gunst der.... Wähler, Kirchenmitglieder etc....

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